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Felix und Digital

Einleitung | Die Grenzen von Digital | Mein Weg mit "Digital" | Fazit |
Nachtrag (2015)

 


Vorbemerkung: Dieser Artikel wurde 2002 erstellt und 2010 überarbeitet. In der Zwischenzeit ist wieder einiges passiert... Beachte hierzu auch den Nachtrag am Ende des Artikels.


 

Einleitung

Um es vorwegzunehmen: Ich bin ein überzeugter Analogbahner - aber ohne Berührungsängste zu "Digital". Digital fahren ist toll, wenn es funktioniert. Und seit 2010 habe ich auch ein kleines Digitalsystem und einige digitale Fahrzeuge.

Eine gute, leicht verständliche Einführung in die Digitale Modellbahn findest du hier.

 


Die Grenzen von Digital

"Digital" ist eine gute Mehrzugsteuerung. Aber "Digital" ist kein Allheilmittel. Den Hype um die Digitaltechnik finde ich auch heute noch masslos übertrieben. Digital kam für mich jahrelang nicht in Frage. Dafür hatte ich viele gute Gründe, die teilweise heute noch gelten:

Fahreigenschaften. Es stimmt zwar, dass ein guter Decoder aus einer mässigen Lok mehr herausholen kann, aber auch der beste Decoder kann die Physik nicht überlisten. Eine stotternde Lok stottert auch digital, und eine gute Lok fährt auch ohne digital gut. Als Feinmechaniker bevorzuge ich Loks mit einer anständigen Mechanik gegenüber einem "elektronischen Trostpflaster". Und gegen schlechte Stromabnahme hilft nur ein Energiespeicher in Form einer genügend grossen Schwungmasse.

Platzproblem. Die vollgepackten Spur N-Fahrzeuge lassen kaum Platz für den Decodereinbau. Und längst nicht jede Lok hat eine Schnittstelle. Erst seit 2008 sind ultrakleine Decoder (Tran DCX 75) erhältlich, die eigentlich in jedes Fahrzeug eingebaut werden können und gleichzeitig gute Regeleigenschaften besitzen.

Fahrgeräte. Lange Zeit waren die Steuerkonsolen unbrauchbar, da nur ein Fahrregler vorhanden war: Erst eine Lokadresse eintippen (wie war die schon wieder??) und erst dann kann Geschwindigkeit oder Richtung geändert werden. Bis dann hat es schon längst gekracht. Ich bin der Überzeugung, dass pro fahrenden Zug ein Fahrregler vorhanden sein muss, anders ist ein sicherer Betrieb nicht möglich. Erst seit dem Aufkommen von Handreglern (Walk Around Geräte) besteht die Möglichkeit, jedem Mitspieler einen Regler in die Hand zu drücken. NTRAK verwendet Funkhandregler (ohne Kabelsalat). Das ist dann wirklich eine feine Sache. Aber auch ohne Funk geht es mit 5m Verlängerungskabel sehr gut.

Automatischer Signalhalt. Grundlage jeder Automatisierung ist, dass Züge automatisch zum Stehen gebracht werden können. Bei Analog wird dazu einfach die Spannung im Halteabschnitt vor dem Signal ausgeschaltet. Digital ist das viel komplizierter. Im DCC-Protokoll ist der automatische Signalhalt schlicht nicht vorgesehen. "Spannung aus" funktioniert zwar auch digital, ist aber nicht Sinn der Übung. Es gibt Lösungen, die sind aber aufwendig und teuer oder proprietär. Selectrix beherrscht den Signalhalt gut, verliert aber zunehmend an Bedeutung.

Automatisierung. Wer eine Grossanlage mit Grossbahnhof im Keller hat, die er alleine gar nicht mehr beherrschen kann, der kommt um eine Automatisierung der Anlage natürlich kaum herum. Und dann führt tatsächlich fast kein Weg an "Digital" vorbei. Aber warum eigentlich Automatik? Bei mir darf nicht der Computer mit der Eisenbahn spielen. Das will ich selber! Und darum habe ich ein Anlagenkonzept gewählt, das auch ohne Automatik beherrschbar ist.
Es gibt auch noch ein Konzept zwischen Handbetrieb und Computer: den zweigleisigen Hundeknochen. Diese weit verbreitete Anlagenform eignet sich gut für eine einfache analoge Blockautomatik. Und das ist dann wesentlich einfacher zu beherrschen als eine Computersteuerung. Auch die Verdrahtung ist einfacher (siehe unten).

Weltanschauung. Es ist mir klar, dass seit dem Siegeszug des PC ein Paradigmenwechsel in der Technik stattgefunden hat: Alles was computergesteuert ist, ist "in"; alles was mit altbewährter Technik auskommt, ist "out". Das ist aber keine Aussage über die Qualität der altbewährten Technik.

Komplexität. Eine digitale Modellbahnsteuerung ist im Grunde ein Computernetzwerk. Das bedeutet, dass die typischen "merkwürdigen Fehler" der Computertechnik auftreten können. Die sind zwar meist lösbar - aber es erfordert, dass man sich tief in die Materie hineinkniet und sich mit Bits und Bytes und Parametern herumschlägt. Meine eigene Erfahrung ist: Die digitale Modellbahn ist weit von "Plug and Play" entfernt. "Lok aufs Gleis stellen und los" - das gibt's nur bei Analog.

Anlagenverdrahtung. Die berühmten "zwei Drähte ans Gleis und fertig" aus der Digitalwerbung treffen zu - aber nur, solange die Anlage manuell gesteuert wird. Und in diesem Fall funktioniert die Zweidrahtschaltung auch bei analoger Technik problemlos. Sobald aber die Anlage automatisiert werden soll, wird auch die digitale Verdrahtung sehr aufwendig. Da die Steuerung "sehen" muss, wo sich die Züge befinden und wohin sie fahren, muss die Anlage in zahlreiche Rückmeldeabschnitte unterteilt werden. Es sind mindestens gleich viele Stromeinspeisungen und Isolierschienenverbinder erforderlich wie bei Analog.
Fazit: Einfache Anforderungen, einfache Lösungen - komplexe Anforderungen, komplexe Lösungen. Das hat mit "digital oder analog" nichts zu tun.

Mehrzugbetrieb. Dies ist und bleibt für mich der einzige wirkliche Vorteil von Digital. Zwei Züge, die sich in einem Kreuzungsbahnhof begegnen, und jeder Lokführer steuert seinen Zug so intuitiv, wie wenn er "wie echt" vorne in seiner Lok sitzen würde. Keine Kippschalter, keine Hektik - Diese Leichtigkeit des Seins, das gibt es so nicht in der Analogtechnik.
Wenn ich mit weiteren Mitspielern Modellbahn fahren will, ist Digital wirklich gut. Wenn ich jedoch allein bahnere, dann lasse ich immer nur einen Zug aufs Mal fahren und dann den nächsten. So kann ich meine Züge geniessen. Und für einen Zug aufs Mal brauche ich nun wirklich kein Digital...

 


Mein Weg mit "Digital"

Trix Mobile Station

Ab 2002 konnte ich bei NTRAK mit Fahrzeugen der Clubmitglieder am digitalen Fahrbetrieb teilnehmen. Und ich gestehe: Ich habe jedes dieser digitalen Treffen genossen :-) Nicht zuletzt deshalb, weil ich einfach Anwender sein durfte, und jemand anders sich um die Technik gekümmert hat.

Im November 2006 an der Modellbau Süd in Stuttgart besuchte ich den Minitrix-Stand und nahm mir Zeit, um die damals neue Trix Mobile Station ausgiebig zu untersuchen. Und ich erkannte: Da haben die Trix-Mannen ein wirklich gut durchdachtes Gerät herausgebracht.

Auf 1zu160.net sind zahlreiche Decoder-Einbauanleitungen abrufbar, auch zu Winzig-Loks wie der Köf II. Im Jahr 2008 erschien bei 1zu160.net ein Testbericht zum Tran DCX 75 Decoder. Bei Abmessungen von nur 11 x 7.2 x 1.4mm musste ich anerkennen: Dieser Decoder kann eigentlich in jede Lok eingebaut werden. Da er nicht höher baut als die Originalplatine in der Lok, kann er notfalls in einem kleinen Ausschnitt in der Platine platziert werden.

Beim sNs Frühlingstreffen 2010 wurde erstmals digital gefahren. Und ich hätte gerne auch einige meiner Loks eingesetzt.

Im Sommer 2010 erwarb ich meine erste Digitallok. Eigentlich ging es mir gar nicht um "digital", sondern um die Lok selber. Aber es änderte nichts: Plötzlich war ich Besitzer einer Digitallok. Was sollte ich nun mit der Lok anstellen? Ein Digitalsystem musste her. Auf Ebay kaufte ich mir eine Trix Mobile Station. Und weil jeder fahrende Zug seinen eigenen Regelknopf haben sollte, kaufte ich gleich noch eine zweite. So hatte ich zwei Handregler. Aber bloss einen Decoder. Also kaufte ich noch einige Decoder hinzu...

Zwei Loks mit Tran DCX 75 Decoder

Ich digitalisierte als erstes drei Loks, die sowieso überzählig waren und darum immer in der Schachtel lagen. Mit den Decoder-Einbauanleitungen von 1zu160.net war das leicht, trotz fehlender Schnittstelle. Und schon bei der zweiten Lok ergab sich eine Art "Routine": Es sind immer die gleichen 6 Anschlüsse vorzunehmen. Das ist keine Hexerei, sofern der Platz für den Decoder vorhanden ist. So bekamen die ehemals überzähligen Loks ein "neues Leben".

Beim NTRAK Treffen im Oktober 2010 konnte ich meine soeben digitalisierten Loks erstmals einsetzen. Und es hat Spass gemacht!

Nun stand ich vor der Frage: Wie soll es weiter gehen? - Meine analoge Heimanlage Seldwyla ist elektrisch endlich fertig geworden. Und nun, da ich zum Landschaftsbau übergehen könnte, soll ich mich wiederum mit Elektrik (Decodereinbau und Optimierung der Anlagenelektrik für Digital) beschäftigen? Nur, damit ich anschliessend gleich gut Modellbahn fahren kann wie jetzt analog? Da bleibe ich wohl eher bei Analog und nehme den kleinen Nachteil in Kauf, dass beim Mehrpersonenbetrieb die Kippschalter der Z-Schaltung betätigt werden müssen.

Ich fragte mich auch: Was ist mir wichtig? - Ich will zu Hause ysebähnle, gerne auch zusammen mit meinen Kindern, und an den Modultreffen zusammen mit den Freunden aus der Modulgruppe. Mein Fuhrpark ist bereits heute segmentiert; eine Digitalisierung darf den Fuhrpark nicht noch weiter segmentieren, sondern muss sich in die bestehende Segmentierung einfügen.

Ich bleibe bis auf weiteres Analogbahner. Aber ich habe gezielt einige Digitalloks, damit ich meine Lieblingszüge auch am digitalen Modultreffen einsetzen kann. Daraus ergibt sich, dass sich mit der Zeit auch ein reicher "digitaler Erfahrungsschatz" ergibt.

 


Fazit

Die Digitaltechnik ist einfacher zu handhaben geworden. Deswegen ist die Analogtechnik keineswegs veraltet. Richtig ist: Sowohl analog als auch digital kann man viel Spass haben mit der Modellbahn.

Wenn auf deiner Anlage selten bis nie zwei Züge gleichzeitig fahren, brauchst du kein Digital. Wenn du also aufgrund des Konzepts keinen gleichzeitigen Mehrzugbetrieb brauchst, bist du mit einer durchdachten Analogsteuerung besser bedient.

Das Umgekehrte gilt auch: Wenn du Mehrpersonenbetrieb im Sinn hast, macht Digital wirklich sehr viel Sinn.

Ich möchte meine einspurige Nebenbahn mit mehreren Mitspielern betreiben können. Wenn ich heute nochmal bei Null beginnen würde, würde ich darum wohl von Anfang an auf Digital setzen - wegen der Leichtigkeit des Seins beim Betrieb mit mehreren Mitspielern. Das ist ein Mehrwert gerade bei einer einspurigen Nebenbahn wie ich sie habe. Zum jetztigen Zeitpunkt - es sind zahlreiche Loks vorhanden, die analoge Steuerung ist fertig, und Mehrspielerbetrieb ist doch eher selten - lasse ich es bei Analog und nehme die Kippschalter für die Mehrspieleranlässe in kauf. Ich sehe zwar den Mehrwert von Digital, aber der Mehraufwand steht für mich heute, wegen des Umrüstaufwandes, insgesamt in einem schlechten Verhältnis zum Mehrwert.

 


Nachtrag (2015)

In der Zwischenzeit haben meine Familie und ich die Gartenbahn für uns entdeckt, als "Sommerabendbeschäftigung" sozusagen. Die Gartenbahn packte ich von Anfang an "digital" an. Nicht nur, weil ich mit der neuen Baugrösse nochmal bei Null beginnen musste bzw. konnte. Sondern auch weil klar war, dass die Gleise fliegend verlegt werden sollten: Bei Digital entfällt die analoge Abschaltsteuerung natürlich komplett. Eine grosse Erleichterung, wenn der Gleisplan jedes Wochenende anders ist. Gerade hier spielt die digitale Zweidraht-Technik einen ihrer grössten Trüpfe aus.

Bei der Gartenbahn ist zudem ausreichend Platz für grosse Lautsprecher vorhanden, so dass Betriebsgeräusche in überzeugender Tonqualität abgespielt werden können (Beispiel). Kohleschaufeln bei der Dampflok, Dieselwummern bei der Diesellok, Kompressor bei der Elektrolok und vieles mehr - Die Gartenbahn mit ihren massigen Fahrzeugen und Originalgeräuschen ist ein ganz eigenes Erlebnis, das gibt es so nicht in der Analogtechnik.

Die Gartenbahnloks erhielten deshalb Sounddecoder von Zimo und wurden von mir komplett neu verkabelt.

Auch bei Spur N hat sich etwas getan: In der Modulgruppe etabliert sich langsam eine Digitalfraktion. Dort helfe ich mit, modulare Lösungen für die modulare Anlage zu finden. In diesem Zusammenhang entstand der Digital-Leitfaden für spur-N-schweiz und der DCC Sicherungsautomat.

Gegenwärtig tendiere ich daher dazu, Fahrzeuge, die digitalisiert werden sollen, gezielt mit Decodern auszurüsten, die sehr gute Analog-eigenschaften aufweisen (z.B. D&H, Lenz). So ergeben sich "Zweisystemfahrzeuge", die ohne Einschränkung in beiden Welten eingesetzt werden können. Dies wirkt der Segmentierung meines Fuhrparks entgegen.

 


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