Umbau der Peco-Herzstücke
Warum umbauen?
Bei den Peco-Weichen wird das Herzstück über die Zungen polarisiert. Durch Oxidation kann der Übergangswiderstand zwischen Zunge und Backenschiene oder im Zungengelenk im Lauf vieler Jahre grösser werden.
Abhilfe ist möglich, aber etwas fummlig.
Auch beim Bemalen der Schienen mit rostbrauner Farbe kann der Übergangswiderstand grösser werden, wenn Farbe zwischen Zunge und Backenschiene oder ins Zungengelenk kommt. Abhilfe ist dann eher schwierig. Aus diesem Grund ziehen es viele Modellbahner vor, das Herzstück mit einem externen Umschalter zu polarisieren statt über die Zungen.
Nun wird das Herzstück über die Zungen UND über den externen Umschalter polarisiert. Wenn nun der Umschalter nicht synchron mit den Zungen umschaltet (die saubere Justierung kann schwierig sein), kann für eine sehr kurze Zeit (Millisekunden) ein Kurzschluss entstehen: Nämlich wenn die Weichenzunge bereits anliegt, der Umschalter jedoch noch nicht umgeschaltet hat. Am Ende des Weichenstellvorgangs wird der Kurzschluss durch das Erreichen der Endlage des Umschalters wieder beseitigt.
Dieser Kurzschluss ist absolut ungefährlich, weil in den paar Millisekunden nur wenig Energie transportiert wird. Der kleine Kurzschluss genügt jedoch, um elektronische Kurzschlussdetektoren zum Ansprechen zu bringen. Der Kurzschluss kann vermieden werden, indem die Fahrspannung zum Umschalten der Weiche abgeschaltet wird (z.B. durch Zudrehen des analogen Fahrgerätes). Ist das nicht möglich (z.B. bei Digitalbetrieb), muss das Herzstück von den Zungen abgetrennt werden - dies ist der Umbau, um den es hier geht.
Manche nennen noch einen anderen Grund für den Herzstück-Umbau: Konstruktionsbedingt haben ab Werk beide Zungen der Peco-Weichen jeweils die gleiche Polarität wie das Herzstück. Das bedeutet, dass sich bei abliegender Zunge und zugehöriger Backenschiene unterschiedliche Polaritäten unmittelbar gegenüber stehen. Dies könne zu Kurzschlüssen führen, wenn ein Rad Kontakt zur abliegenden Zunge bekommt. Diese Befürchtung halte ich jedoch für unbegründet. Die Peco-Weichen entsprechen den NEM-Normen. Diese stellen sicher, dass die Räder hier keinen Kontakt machen können. Tun sie es doch, ist das Radsatzinnenmass des betroffenen Radsatzes komplett falsch eingestellt.
Es gibt verschiedene Umbauanleitungen im Web, beispielsweise bei Bernd Schneider von AmericaN. Ich benötige jedoch die Peco-Feder und musste deshalb ein paar Modifikationen vornehmen. Hier meine Umbauanleitung:
Erstellen zweier Drahtbrücken zwischen Backenschiene und zugehöriger Weichenzunge
Zuerst werden zwei Drahtbrücken angebracht, die die Zungen mit den zugehörigen Backenschienen verbinden. Die Drahtbrücken werden natürlich nicht direkt an die Zungen gelötet, sondern an die unbeweglichen Schienenstücke, die zum Herzstück führen.
Neue Weiche: Ist die Weiche noch nicht eingebaut, wird die Weiche auf den Rücken gelegt und die Schwellenzwischenräume am Ort der zukünftigen Drahtbrücken (rot markiert, siehe Bild) entfernt. Im nächsten Schritt wird die Unterseite des Schienenprofils verzinnt. Dann wird je eine Drahtbrücke aus verzinntem Draht 0.25mm2 auf Backenschiene und zugehörige ex-Herzstück-Schiene gelötet, sodass die gewünschte elektrische Verbindung entsteht.
Wenn die beiden Drähte ca. 10cm über die Weiche hinaus vorstehen, kann damit gerade die Einspeisung der Backenschienen gemacht werden.
Bereits eingebaute Weiche:
Wird die Weiche nachgerüstet und ist daher bereits eingebaut, werden an jedem der Schienenstücke, die zum Herzstück führen, zwei gewöhnliche Anschlusslitzen 0.25mm2 angelötet und die Litzen durch Bohrungen unter das Trasseebrett geführt. Die Verbindung mit den Backenschienen erfolgt dann unterhalb des Trasseebretts.
Vorsicht, dass die Kupplungen der Fahrzeuge nicht an der Isolation der Drähte hängen bleiben!
Vorsicht beim Löten! Das Schwellenband schmilzt sehr schnell und die kurzen Schienenstücke im Weichenbereich haben dann keine genügende mechanische Fixierung mehr.
Abtrennen des Herzstücks von den Weichenzungen
Nun werden die beiden Innenschienen mit der Diamant-Trennscheibe durchtrennt. Es muss aufgepasst werden, dass die Backenschienen nicht angeritzt und die Radlenker nicht verletzt werden. Dies geht an den blau markierten Stellen am besten.
Dank der bereits angebrachten Drähte bzw. Litzen an den Zungenschienen wird die Trennstelle von der Peco-Feder nicht "zusammengedrückt". Die Drähte bzw. Litzen erzeugen eine genügend starke mechanische Verbindung, die der Kraft der Peco-Feder in Richtung Herzstück stand zu halten vermag.
Nun wird die Trennstelle in ein bis zwei Arbeitsgängen mit Araldit aufgefüllt, damit die Trennstelle garantiert vorhanden bleibt und auch die Stellschwelle sich durch die Peco-Feder nicht in Längsrichtung der Weiche verschieben kann.
Anschliessen des Herzstücks
Auf der Innenseite der beiden Herzstückschienen (also im spitzen Winkel) wird ein Stück Litze 0.25mm2 angelötet. Nun werden alle drei Anschlussdrähte bzw. -litzen an den Umschalter angelötet - das war es auch schon!
Nachwort
Der Umbau ist einfacher als es auf den ersten Blick scheint. Bei einer neuen Weiche werden etwa 10-15 Minuten benötigt. Dennoch ist es natürlich Aufwand. Der Nutzen: Die Fahrstromabschaltungen infolge der kurzzeitigen Kurzschlüsse verschwinden. Die Alterung (Oxidierung) der Weichenzungen spielt ebenfalls keine Rolle mehr. Der Fahrbetrieb wird langfristig zuverlässiger. - Tipp: Es kann auch sinnvoll sein, wenigstens die Weichen an strategischen Stellen der Anlage umzubauen.
Wenn du unsicher bist, ob sich der Aufwand für dich lohnt: Im Prinzip hast du die Wahl zwischen Mehraufwand beim Bauen der Anlage (externer Umschalter, ev. Umbau des Herzstücks) und Mehraufwand beim Unterhalt der Anlage (Deoxidieren der Zungen). Es führen durchaus beide Wege zum Ziel.
Fazit:
1) Die externe Polarisierung des Herzstücks ist empfehlenswert, aber nicht unbedingt erforderlich.
2) Das Herzstück muss nur dann von den Zungen abgetrennt werden, wenn Umschalter und Zungen nicht synchron laufen.
3) wird die Weiche in fahrspannungslosem Zustand umgeschaltet (z.B. bei Analogbetrieb), ist kein Kurzschluss möglich.
4) Der Umbauaufwand ist hingegen einfacher als es auf den ersten Blick aussieht.
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